Kryptowährungen nicht mehr wegzudenken
Kryptowährungen gehören aktuell zweifelsohne zu den Elementen der Finanzwelt, welche die meiste Aufmerksamkeit generieren. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass es Neuigkeiten rund um die digitalen Gelder wie Bitcoin, Ether und Co. gibt. Seit circa fünf Jahren gewinnen die virtuellen Coins rund um den Globus an Bedeutung und kommen dabei schrittweise aus ihrem Nischendasein in den Alltag.
Häufig sind es die Kurssprünge der volatilen Anlagewerte, die es für Investoren so interessant machen. Besonders das vergangene Jahr hatte dabei positive Ausblicke zu bieten, speziell als im November von etlichen Coins Rekordwerte erreicht wurden. Der Reiz des Einstiegs in den Krypto-Markt ist nach wie vor ungebrochen, auch wenn die Bilanzen in diesem Jahr nicht mit den erfolgreichsten Zeiten vergleichbar ist. Aufgrund globaler Ungewissheiten bezüglich Politik und Zinsanhebungen, hatten die Finanzmärkte, darunter auch der Krypto-Bereich, schwierige Monate hinter sich. Auch aktuell haben die Kurse der Kryptos regelmäßige Sprünge nach oben sowie nach unten zu verzeichnen, allerdings fallen sie weniger extrem aus als zuvor.
Neben dem Interesse an Kryptowährungen wird auch der Zugang für Anleger immer unkomplizierter. Neben Brokern und Börsen, die sich vielfach im Netz finden lassen, springen auch Dienstleister für Zahlungssysteme auf diesen Zug auf. Allen voran Marktführer PayPal, die ihren Fokus auf Kryptos deutlich verschärft haben. In den USA und in Großbritannien können verschiedene virtuelle Währungen bereits über den Anbieter erworben, verkauft und gehalten werden. Auch weitere Länder sollen diesem Schritt folgen, was auch Nutzern hierzulande Ethereum kaufen mit PayPal ermöglichen soll. Auch die Absicht, einen eigenen Stablecoin unter dem Namen PayPal Coin einzuführen, unterstreicht die Ambitionen des US-amerikanischen Unternehmens deutlich.
Ethereum 2.0
Das Blockchain-Protokoll Ethereum, das für Zahlungen den Coin Ether nutzt, ist für die Krypto-Szene momentan besonders interessant. Grund ist der kürzlich vollzogene Merge der Netzwerke auf Ethereum 2.0. Das Merge-Upgrade ist die lang erwartete Umstellung von Ethereums derzeitigem „Proof-of-Work“-Konsensmechanismus auf ein „Proof-of-Stake“-System. Die Verschmelzung erfolgt in einem zweistufigen Prozess, der als Bellatrix- und Paris-Upgrade bezeichnet wird. Der Merge wurde offiziell durch Bellatrix eingeleitet, das am 6. September stattfand. Bellatrix ist ein Netzwerk-Upgrade auf der Konsensschicht. Auf Bellatrix folgt Paris, die Ausführungsschicht, die Ethereum von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake umstellen wird. Paris wird durch einen bestimmten Schwellenwert für die Gesamtschwierigkeit ausgelöst, der Terminal Total Difficulty (TTD) genannt wird. Mitte September wurde auch dieses Upgrade erfolgreich abgeschlossen, wodurch Ethereum nun vollends per PoS-Methode funktioniert.
Der Zusammenschluss wird seit sechs Jahren vorbereitet und wird von vielen als Meilenstein in der Geschichte der Kryptowährung angesehen, da er potenzielle materielle und ideelle Auswirkungen hat. Dieser Meilenstein könnte auch das Marktvertrauen stärken und nach Monaten der Marktvolatilität, die unter anderem auf Inflation und steigende Zinsen zurückzuführen ist, für den dringend benötigten Optimismus sorgen. Das neue Verfahren soll die skeptisch beobachteten Energieverbrauch um über 99% reduzieren und damit den Fokus auf nachhaltige und energieeffiziente Netzwerke richten. Dennoch wird das System nicht eingeschränkt – im Gegenteil. Transkationen können trotz des verringerten Energiebedarfs häufiger stattfinden, behalten aber die ursprüngliche Geschwindigkeit bei, was den Merge umso bedeutender macht. Für Eigentümer oder Nutzer des Ethers war das Upgrade keine komplizierte Angelegenheit. Von ihrer Seite waren vor oder nach der Zusammenführung keine Maßnahmen erforderlich.
Kurse fallen vorerst
Der Kurs des Ethers fiel nach dem erfolgreichen Update zwischenzeitlich auf unter die 1300-Euro-Marke, konnte sich mittlerweile aber leicht erholen. In einem Bericht von Anfang August wies das Krypto-Analyseunternehmen Glassnode auf Daten von Derivatbörsen hin, die darauf hindeuteten, dass sich die Fusion zu einem „Sell the News“-Ereignis entwickeln würde. Der Hype um die Fusion schien im Juli eine positive Stimmung für Ethereum zu erzeugen, aber erfahrene Derivatehändler sicherten ihre Wetten bereits ab und erwarteten, dass der Preis von ETH nach dem Ereignis fallen würde, so Glassnode.
Ein erstes Absinken der Kurse wurde von Fachleuten also prophezeit. Nichtsdestotrotz blickt Ethereum positiv in die Zukunft, da der Merge mit einer Menge an Vorteilen verbunden ist. Neben den gesenkten Emissionen sind Anwendungsgebiete von Ethereum und der Blockchain-Technologie nämlich nicht eingeschränkt, sondern finden nach wie vor entsprechenden Anklang. Effizient und Automatisierung stehen dabei im Vordergrund und verschiedene Branchen wie Versicherungen oder das Gesundheitswesen können maßgeblich profitieren. Wie die Reise Ethereums weitergeht und welche mittelfristigen Auswirkungen der Merge aufweist, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.